Tagesordnungspunkt
TOP Ö 3: Optimierung der Tourismus- und Marketingstrukturen im Landkreis Miltenberg
Bezeichnung | Inhalt |
---|---|
Sitzung: | 14.12.2006 KA/029/2006 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
---|
Verwaltungsamtsrat Rüth wies darauf hin, dass im Jahr
2006 die Marketing- und Organisationsstrukturen im Landkreis Miltenberg
umgestaltet worden seien. Entstanden seien zwei touristische
Arbeitsgemeinschaften (TAG „Herz im Spessart“ mit acht Kommunen sowie die TAG
„Mainland Miltenberg – Churfranken“ mit bis zu 18 Kommunen). Die ursprünglich
geplante TAG „Fränkischer Odenwald“ sei bislang aufgrund der voraussichtlichen
Umstrukturierungen im Tourismus im benachbarten Odenwaldkreis noch nicht
gegründet. Für alle TAGs seien folgende Maßnahmen durchgeführt worden:
- Analysen:
Strukturanalyse, Marketing- und Kommunikationsanalyse, Kosten- und
Finanzierungsanalyse.
- Strukturplanungen:
Strukturkonzepte zur TAG-Bildung, Marketingkonzepte, Kosten- und
Finanzierungskonzepte, grundsätzliche Umsetzungsplanungen.
- Implementierung:
Zur Implemtierung der TAGs seien diverse Sitzungen von Lenkungs- und
Arbeitsgruppen durchgeführt worden.
Durch eine stark umsetzungsorientierte Vorgehensweise
habe die TAG-Bildung bereits im Jahr 2006 weitgehend vorangebracht werden
können. Für die Jahre 2007 und 2008 seien noch weitere umfangreiche
Aufgabenpakete zu bewältigen:
- Umfassende
Marketingkooperation: Zusammenführung des Tourismusmarketing über
Vernetzungsprojekte, Finanzierungskonzept für gemeinsamen Etat, Umsetzung von
Organisationsstrukturen.
- Organisatorische
Zusammenführung aller touristischen Aufgaben sowie personellen und
finanziellen Ressourcen.
Für die Bewältigung dieser Aufgaben sei eine weitere
fachliche Begleitung durch die PROJECT M GmbH erforderlich. Die
Folgbeauftragung dieses Büros sei sinnvoll, allerdings müssen sich die TAGs
sowie der Landkreis Aschaffenburg (für den Bereich der TAG Spessart) anteilig
an den Kosten beteiligen. Grundlage der Beauftragung sei ein Angebot der
PROJECT M GmbH mit einem Tagessatz von 750,00 €. Der Landkreis Miltenberg werde
sich mit maximal 50 % an den Kosten beteiligen.
Landrat Schwing bemerkte, dass es sich um ein gewaltiges
Projekt handele, in welches bisher viele Ressource geflossen seien und noch
fließen werden. Dem Konzept hätten der Kreistag und die Bürgermeister einmütig
zugestimmt. Damit alle von diesem Solidaritätsprojekt profitieren, müssen alle
zusammenarbeiten. Man dürfe sich nicht damit zufrieden geben, dass schon ein
Großteil dabei sei. Vielmehr müssen diejenigen, die dem Projekt noch ablehnend
gegenüber stehen, zum Beitritt ermuntert werden. Der neuesten Untersuchung des
Tourismusverbandes Franken, die den Bürgermeistern zur Verfügung gestellt
worden sei, könne entnommen werden, welche Bedeutung der Tourismus habe. Daher der
Appell an alle, sich für ein gemeinsames Projekt einzusetzen, denn wer nicht
Mitglied sei, könne künftig nicht beworben werden.
Kreisrat Dr. Schüren stimmte dem Tourismuskonzept mit
der Bildung der drei TAGs zu, weil es der richtige Weg sei, um das gesteckte
Ziel zu erreichen. Ausdrücklich bat er jedoch festzuhalten, dass seiner Ansicht
nach der Begriff „Churfranken“ nicht dazu tauge, ein sog. „branding“ in der
touristischen Vermarktung zu erreichen. Diese Bezeichnung sei nicht nur weit
hergeholt, sie sei historisch äußerst fragwürdig, missverständlich und
irreführend, kurz gesagt: es handele sich um eine historisch-semantische
Missgeburt.
Landrat Schwing teilte mit, dass die Bezeichnung „Churfranken“
von den TAGs und den Bürgermeistern gewünscht worden sei. Er bitte daher,
darüber nicht weiter zu diskutieren, sondern das Beste daraus zu machen.
Kreisrat Dr. Fahn wies darauf hin, dass der Ausbau des
Tourismus in der Region Bayerischer Untermain schon seit langer Zeit ein
Anliegen der Freien Wähler sei. Die positive Entwicklung in relativ kurzer Zeit
sei daher lobenswert. Ihm persönlich gefalle die Bezeichnung „Churfranken“ auch
nicht, vielleicht könnte man sich auf „Churfranken – Mainland“ einigen. Sorgen
bereite die Nichtbeteiligung von acht Kommunen (= 25 %). Es müsse versucht
werden, diese zur Mitarbeit zu bewegen. Dass Mömlingen noch nicht dabei sei,
sei wegen ihrer Lage zum Odenwald verständlich.
Landrat Schwing sagte dazu, das Werben um Mitglieder
der TAGs sei nicht nur Aufgabe des Landrats, sondern auch aller
Kreistagsmitglieder. Die Aussage, dass sich 75 % der Kommunen noch nicht
beteiligen, sei irreführend. Alle Tourismusgemeinden seien zwischenzeitlich
Mitglied. Die Entscheidung der Gemeinde Mömlingen sei nicht verständlich.
Mömlingen sei für die TAG Odenwald vorgesehen gewesen, habe jedoch erklärt,
lieber der TAG Maintal angehören zu wollen. Anlässlich der Abstimmung sei dann
erneut der Anschluss an die TAG Odenwald gewünscht worden.
Kreisrätin Weitz erklärte, sie sei grundsätzlich
dafür, dass das Projekt weitergeführt werde. Die Bezeichnungen „Churfranken“
und „Spessarträuberland“ gefallen ihr aber nicht. Auch habe sie feststellen
müssen, dass viele Wissensdefizite vorhanden seien. Die Gemeinden, die noch
nicht zur Mitarbeit bereit seien, hätten die Meinung vertreten, dass nur die
Mitgliedsgemeinden profitieren und sie leer ausgehen werden.
Verwaltungsamtsrat Rüth wies darauf hin, dass von
Anfang an klar gewesen sei, dass es sich nicht nur um ein gewaltiges Projekt
handele, sondern dass, um Erfolg zu haben, Information und Kommunikation
wichtig seien. Nachdem allen Gemeinden Information angeboten worden seien, sei
die Ablehnung einiger Gemeinden nur schwer verständlich. In Mömlingen bestehe
seitens des Gewerbevereins großes Interesse an der Beteiligung, Eichenbühl
wolle das Thema in der nächsten Gemeinderatssitzung behandeln, aus Altenbuch
sei trotz mehrmaliger Aufforderung keine Resonanz gekommen und Faulbach habe
erklärt, es tendiere bereits stark nach Wertheim. Mit diesen Gemeinden werde
aber weiter verhandelt.
Landrat Schwing dankte an dieser Stelle dem
Vorsitzenden des Bayerischen Gemeindetages, Kreisrat Berninger, der angeboten
habe, an Gemeinderatssitzungen teilzunehmen und für das Projekt zu werben.
Kreisrat Stappel sagte, ihn störe, dass nicht alle
Kommunen im Boot seien. Dass man gegen die Bezeichnung „Churfranken“ sei,
verstehe er nicht, denn diese Bezeichnung werte den Landkreis Miltenberg auf.
Was das gemeinsame Handeln betreffe, habe er schon vor einem Jahr betont, dass
das Tourismuskonzept nicht nur eine Angelegenheit des Hotel- und
Gaststättengewerbes sei, sondern aller Gewerbetreibenden. Nur durch Beteiligung
aller könne der Tourismus in der Region Bayerischer Untermain attraktiv werden.
Den Kommunen, die sich nicht beteiligen wollen, müsse deutlich gesagt werden,
dass die Mitgliedsgemeinden nicht bereit seien, für sie Kosten zu übernehmen.
Kreisrat Neuser wies darauf hin, dass schon vor einem
Jahr Klarheit über eine Neuorganisation des Tourismus bestanden habe. Landrat
Schwing habe recht, wenn er Solidarität und die Mitarbeit aller Kommunen
fordere. Für die Odenwaldgemeinden sei die Angelegenheit jedoch am
schwierigsten. Sie halten es für den falschen Weg, die Leistungsanbieter schon
einzubeziehen, solange die Grundsatzfragen noch nicht geklärt seien.
Kreisrat Bieber sagte, es gebe bereits viele positive
Punkte und Leistungen. So hätten Klingenberg a.Main und Niedernberg mit dem
Seehotel bisher für sich allein gearbeitet. Miltenberg dagegen habe schon lange
gemerkt, dass eine Bündelung mit notwendig sei und sich mit Bürgstadt und
Kleinheubach zusammengeschlossen. Es sei daher nicht verständlich, dass einige
Kommunen die Mitarbeit verweigern und argumentieren, sie sollen für den
Landkreis Aufgaben erfüllen. Und was die Bezeichnung „Churfranken“ betreffe,
sei zu sagen, dass dieser Bezeichnung letztendlich zugestimmt worden sei, um
diejenigen zu halten, denen an dieser Bezeichnung etwas liege.
Der
Kreisausschuss empfahl dem Kreistag sodann einstimmig, folgenden
B
e s c h l u s s
zu
fassen:
a) TAG-Bildung
im Landkreis Miltenberg
Folgender TAG-Bildung
im Landkreis Miltenberg wird zugestimmt:
-
TAG „Mainland
Miltenberg – Churfranken e.V.“
-
TAG
„Spessarträuberland – Herz im Spessart e.V.“
-
TAG „Fränkischer
Odenwald“.
b) Aufgaben
des Landkreises und der Verwaltung
Der
Landkreis nimmt zukünftig die Rolle des Funktionalpartners wahr. Dies bedeutet:
-
Beschränkung der
touristischen Marketingmaßnahmen (informierende und aktivierende Kommunikation),
-
Vertretung der
Interessen der TAGs auf Destinations- und Landesebene,
-
Generierung von
Fördergeldern,
-
Unterstützung der
TAGs in der Durchführung von Sofortmaßnahmen und Bildung von
Organisationsstrukturen bis Ende 2008 (personell und finanziell).
c) Beteiligungen
und Mitgliedschaften
Die Verwaltung wird beauftragt, die finanzielle
Beteiligungen (Mitgliedschaften) des Landkreises Miltenberg in den einzelnen
TAGs zu verhandeln und zur Beschlussfassung zu bringen.
d) Weitere
Begleitung durch die PROJECT M GmbH
Die Verwaltung wird ermächtigt, die PROJECT M GmbH mit
Umsetzungsbegleitung und –management der TAG-Bildung für 2007 im Landkreis
Miltenberg zu beauftragen. Eine finanzielle Beteiligung der TAGs und des
Landkreises Aschaffenburg (für die TAG Herz im Spessart) ist dazu erforderlich.