Tagesordnungspunkt
TOP Ö 4: Beratung und Beschlussfassung über den Haushaltsplan 2006 des Landkreises Miltenberg
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 24.03.2006 KA/025/2006 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat Schwing wies darauf hin, dass es schon
Tradition sei, dass im Kreisausschuss keine Haushaltsreden gehalten werden,
sondern die Detail- und Antragsberatung erfolge.
Zum vorliegenden Haushaltsentwurf 2006 wies Landrat
Schwing sodann darauf hin, dass dieser auf den ersten Blick unproblematische
sei, auf den zweiten Blick jedoch nur eine „Verschnaufpause“ darstelle. Die
Sparanstrengungen und die Haushaltsdisziplin der letzten Jahre hätten Früchte
getragen. Die Umlagekraft sei weiter gestiegen, aber immer noch 1 Mio. € von
der Umlagekraft des Jahres 2002 entfernt. Dagegen seien die Ausgaben weiter
drastisch nach oben gegangen. Allein der Einzelplan 4 Jugend und Soziales weise
gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von 3,6 Mio. € aus. Eingliederungshilfe
und Grundsicherung, Hartz IV, SGB II usw. zeigen alle Zunahmen an und das schon
seit einigen Jahren. Wenn es hier durch Bundes- und Landesgesetzgebung nicht zu
Korrekturen komme, werde sich der finanzielle Himmel trotz Einnahmezuwächsen
schnell wieder verdüstern. Wie gesagt: Der Landkreis Miltenberg habe in erster
Linie ein Ausgabenproblem.
Ins Auge falle die Rekordsumme bei den Investitionen
von 16,1 Mio. €, mit Bauunterhalt über 17 Mio. €. Dies sei ein Zeichen für
Optimismus in die weitere Entwicklung, aber auch ein Zeichen für
Zukunftsfähigkeit und ein Zeichen für die Bauwirtschaft im Landkreis
Miltenberg.
Wie in den letzten Jahren seien den
Kreistagsmitgliedern frühzeitig umfangreiche Haushaltsunterlagen und
Erläuterungen zugestellt worden. Alle Fraktionen und Gruppierungen hätten sich
gemeinsam mit dem Kreiskämmerer intensiv mit dem Zahlenwerk beschäftigt. Zuvor
seien Gespräche mit dem Bayerischen Gemeindetag und den Fraktionsvorsitzenden
geführt worden.
Landrat Schwing schlug sodann vor, dass die Fraktionen
auch heute keine Erklärungen abgeben, sondern nur die Detail- und
Antragsberatung erfolge. Die Reden zum Haushalt 2006 des Landrats, der
Fraktionen sowie der Ausschussgemeinschaft sollen dann in der Kreistagssitzung
am 27.03.2006 gehalten werden. Weiteren Kreistagsmitgliedern soll für ihre
Äußerungen zum Haushalt 2006 eine Redezeit von jeweils fünf Minuten zugestanden
werden. Der Kreisausschuss soll heute einen Empfehlungsbeschluss fassen, so
dass der Kreistag den Haushaltsplan 2006 verabschieden könne.
Kreiskämmerer Straub gab sodann
ausführliche Erläuterungen zum vorliegenden Haushaltsentwurf 2006.
Antrag der Fraktion Freie Wähler und der FDP/UWG zum
Haushalt 2006
Landrat Schwing gab folgenden Antrag der Fraktion
Freie Wähler vom 17.03.2006 zur Kenntnis:
„Am Ende eines Rechnungsjahres ist ein genauer
Vergleich zwischen den Plan- und den tatsächlichen Istzahlen des Haushalts
durchzuführen (insbesondere bei der Zuführung vom Verwaltungs- zum
Vermögenshaushalt). Entstehende Abweichungen sind nachträglich mit den Kommunen
zu verrechnen bzw. entstandene Überschüsse (z.B. durch zu hohe Planzahlen) den
Kommunen ggf. zu erstatten bzw. bei der Haushaltsplanung des folgenden Jahres
zu berücksichtigen. Analoges gilt für nachträgliche Erstattungen des
Freistaates (siehe auch Schreiben des Bayerischen Landkreistages an alle
Landräte in Bayern vom 31.01.2006) an den Landkreis Miltenberg im Rahmen des
Finanzausgleichs (z.B. bei Rückerstattungen für 2006 im Rahmen des
interkommunalen Ausgleichs hinsichtlich der „finanziellen Verwerfungen durch
Hartz IV“).“
Die Verwaltung schlage vor, den Antrag abzulehnen.
Kreisrat Dr. Fahn begründete den vorliegenden Antrag
der Freien Wähler wie folgt:
1. In den letzten 16 Jahren seien die
tatsächlichen Personalkosten bis auf eine Ausnahme immer geringer als die
Planzahlen gewesen.
2. Bis auf ein Jahr sei auch die tatsächliche
Zuführung zum Vermögenshaushalt höher als geplant gewesen.
3. Die
Rücklage habe sich von 1,4 Mio. € auf derzeit 2,5 Mio. € erhöht.
Daraus erkenne man, dass der Landkreis
Miltenberg finanzielle Luftpolster habe, die den Kommunen zugute kommen
sollten.
Landrat Schwing erklärte dazu, dass er
an Erstattungen des Freistaates Bayern erst glaube, wenn das Geld eingegangen
sei. Kreisrat Dr. Fahn habe schon viele Jahre Erfahrungen mit
Haushaltsberatungen und müsste wissen, dass den Kommunen kein Euro verloren
gehe, wenn der Landkreis Miltenberg am Ende eines Haushaltsjahres eine höhere Zuführung
erwirtschafte. Sofern finanzielle Mittel übrig bleiben, werde der nächste
Haushalt entlastet. Landrat Schwing bat Kreisrat Dr. Fahn weiter, folgendes zu
bedenken: Der Landkreis Miltenberg befinde sich bezüglich der Kreisumlage seit
vielen Jahren unter den Top Ten (an 8. Stelle) in Bayern und weit unter
Landesdurchschnitt und habe eine leicht unterdurchschnittliche Steuerkraft. Das
zeige, dass hervorragend gewirtschaftet werde. Daneben gebe es eine
überdurchschnittliche Verschuldung, die Sorge bereite. Der Landkreis Miltenberg
könnte sofort einen Haushaltsplan ohne Neuverschuldung haben, wenn nicht mehr
investiert würde. In den letzten Jahren sei jedoch viel investiert und die Kreisumlage
mit Rücksicht auf die Kommune nicht erhöht worden. Eine Zurücküberweisung von
Finanzmitteln an die Kommunen sei übrigens gesetzlich gar nicht möglich.
Kreiskämmerer Straub wies darauf hin, dass das Ergebnis
des abgelaufenen Jahres bei den Haushaltsberatungen in den Unterabschnitten
(Seiten 9 bis 11 der Erläuterungen zum Haushalt 2006) sehr ausführlich dargestellt
worden sei. Insbesondere die Zuführung zum Verwaltungshaushalt in Mehreinnahmen
und Wenigerausgaben sei ausführlich erläutert worden. Evtl. Überschüsse
(entstanden durch Einsparungen) müssen dem Vermögenshaushalt und nach
Abwicklung des Vermögenshaushaltes der Rücklage zugeführt werden. Die
Erstattung des Überschusses an die Kommunen sei gesetzlich nicht möglich. Das
Jahresergebnis 2005 in Höhe von 1,2 Mio. € werde der Rücklage zugeführt und
bereits im Haushalt 2006 zur Finanzierung des Vermögenshaushaltes, nämlich 1,56
Mio. €, entnommen. Zuschüsse und Erstattungen des Freistaates Bayern können in
den Haushaltsplan nur eingeplant werden, wenn sie der Höhe und Fälligkeit nach
bei der Haushaltsplanentstehung bekannt seien (wenn Bescheide vorliegen).
Kreisrat Dr. Schüren sagte, er verstehe die
Argumentation bezüglich des vorliegenden Antrages nicht. Er würde sie
verstehen, wenn Kreisrat Dr. Fahn als Bürgermeister einer extrem Not leidenden
Gemeinde hier sitzen würde. Seine Argumentation sei jedoch nicht die eines
Kreisrates. Den Antrag und die dazu abgegebene Begründung halte er (Kreisrat
Dr. Schüren) inhaltlich nicht für zielführend.
Kreisrat Andre wies darauf hin, dass ohne erhöhte
Zuführung eine viel höhere Verschuldung vorhanden wäre. Der Landkreis
Miltenberg befinde sich schon jetzt in einem Bereich, in dem alle nachdenken
sollten. Die Personalkosten seien seiner Meinung nach der falsche Punkt für
weitere Einsparungen.
Kreisrat Dr. Fahn bemerkte, dass er nur festgestellt
habe, dass weniger Mittel verbraucht worden seien. Er habe nicht gesagt, wo
eingespart werden solle. Er widerspreche dem Kreiskämmerer, dass der
Ausgleichsfonds in die Rücklage eingestellt werden soll. Er wisse, dass der
Bayerische Städtetag dazu anderer Meinung sei. Aus diesem Grund werde er den
vorliegenden Antrag aufrechterhalten.
Landrat Schwing stellte daraufhin die Frage, ob Kreisrat
Dr. Fahn als Vertreter des Bayerischen Städtetages oder des Landkreises
Miltenberg dem Kreistag angehöre.
Kreisrat Stappel äußerte, dass Mittel, die in die
Rücklage gestellt werden, nicht verloren gehen. Den Kommunen Geld zurück zu
gegeben und die Kreisumlage nicht zu erhöhen, sei nicht möglich. Die bereits
erfolgten Personaleinsparungen (keine Neueinstellungen für zwei Mitarbeiter)
seien einmalig. Diese bestätige, dass bei der Landkreisverwaltung Kosten
sparend gearbeitet werde. Im Übrigen sei es richtig, etwas Sicherheit zu haben,
weil der Schuldenstand des Landkreises sehr hoch sei.
Kreisrat Scherf vertrat die Meinung, dass Sparen bei
den Personalkosten gut, aber irgendwann das Ende der Fahnenstange erreicht sei.
Es sollte bedacht werden, dass der Landkreis Miltenberg viele Aufgaben habe und
die Kommunen davon profitieren, wenn der Landkreis Mittel zurückerstattet
bekomme.
In der sodann erfolgten Abstimmung wurde der
vorliegende Antrag der Freien Wähler und der FDP/UWG bei einer Gegenstimme
abgelehnt.
Kreisrat Scherf sagte weiter, es gehe darum, ob man
sich politisch im Haushaltsplan wieder finde. Die Kritikpunkte von Bündnis
90/Die Grünen seien bekannt und werden schon längere Zeit diskutiert. Der
Müllferntransport auf der Schiene, ein Wertstoffhof im südlichen Landkreisteil
sowie aktuell das Büchergeld seien die Hauptanliegen. Positiv beurteilt werden
der ÖPVN, der Straßenbau (nur die notwendigsten Maßnahmen werden in Angriff
genommen), die gute Kreisumlage trotz massiver Investitionen in den Schulen und
die Jugendarbeit. Die Ausschussgemeinschaft Bündnis 90/Die Grünen-ödp werde
daher dem Haushaltsplan 2006 zustimmen.
Einstimmig empfahl der Kreisausschuss abschließend
dem Kreistag, den Haushaltsplan 2006 unter Zugrundelegung einer Kreisumlage von
45,5 % zu verabschieden.