Tagesordnungspunkt

TOP Ö 2: UNESCO-Geopark im Naturpark Bergstraße-Odenwald: Information und Beschlußfassung

BezeichnungInhalt
Sitzung:10.05.2001   SZ-03Z4WDB 
Beschluss:noch nicht festgelegt
Abstimmung:JA-Stimmen:0 NEIN-Stimmen:0 Enthaltungen:0
DokumenttypBezeichnungAktionen

 

Unter Hinweis auf die den Kreisausschußmitgliedern mit der Einladung zur heutigen Sitzung übersandte Vorlage wies Landrat Schwing darauf hin, daß im Naturpark Bergstraße-Odenwald auf Anregung des Senckenberg-Institutes Frankfurt ein UNESCO-Geopark entstehen soll. Der Geopark sei ein neuer Gebietsstatus der UNESO. In weltweit ca. 500 großräumigen Gebieten soll die grundlegende Bedeutung geologischer und geomorphologischer Prozesse für die Verteilung der natürlichen Ressourcen und das Muster der Landnutzung, die Oberflächengestalt sowie die Wirtschafts- und Kulturgeschichte zum Bewußtsein gebracht und für das Erleben erschlossen werden. Das UNESCO-Geopark-Programm wolle in ausgewählten Bereichen von besonderer geowissenschaftlicher, aber auch archäologischer, historischer und kultureller Bedeutung das Engagement von Institutionen, Wirtschaft und Kommunen initiieren und zusammenführen, um ein nachhaltiges Miteinander von Ressourcenschutz und Regionalentwicklung zu erreichen.

 

Herr Diehl, Geschäftsführer des Naturpark Bergstraße-Odenwald e.V., erläuterte sodann ausführlich das geplante Projekt.

 

Kreisrat Ritter bemerkte, daß die Errichtung von Naturparks im Hinblick auf die Bebauungspläne immer mit Schwierigkeiten verbunden sei. Ein UNESCO-Geopark dagegen sei eine positive Angelegenheit, an dem sich der Landkreis Miltenberg beteiligen sollte, weil damit für die Kommunen einiges bewirkt werden könne.

 

Landrat Schwing gab davon Kenntnis, daß Prof. Steiniger vom Senckenberg-Institut gesagt habe, ein Geopark sei nicht vergleichbar mit einem Naturpark. Es handele sich hierbei vielmehr um einen “Adelstitel”, den die UNESCO vergebe. Es brauche nicht befürchtet werden, daß es zu Nutzungseinschränkungen komme.

 

Kreisrat Dr. Linduschka beurteilte die Errichtung eines Geoparkes grundsätzlich positiv, allerdings müßte der Schwerpunkt auf Geologie, nicht auf kulturelle, technische und wirtschaftliche Gegebenheiten gelegt werden. Er verstehe nicht, was ein Geopark mit der Barockstadt Amorbach zu tun haben soll. Im übrigen gebe es schon viele gemeinsame Projekte. Wenn der Kreisausschuß heute zustimmen soll, müßte deutlich gesagt werden, was bezüglich des UNESCO-Geoparkes vorgesehen sei.

 

Landrat Schwing wies darauf hin, daß noch kein konkretes Konzept bekanntgegeben werden könne, weil man noch am Anfang stehe. Es gehe zunächst um die ganzheitliche Sichtweite. Herr Diehl habe bereits gesagt, daß das Konzept erst mit allen Beteiligten entwickelt werden müsse.

 

Herr Diehl bemerkte, daß es weltweit nur 500 Geoparks gebe, um der Inflation vorzubeugen. Es könnten sich auch nur solche Gebiete bewerben, die hochinteressant und wertvoll seien. Das geplante Projekt soll vom Senckenberg-Institut Frankfurt wissenschaftlich begleitet werden.

 

Kreisrat Dr. Schüren sagte, er  habe noch größere Bedenken als Kreisrat Dr. Linduschka. Er glaube nicht, daß der “Adelstitel” von der UNESCO verliehen werde. Vielmehr müsse sich der Landkreis Miltenberg den Titel teuer erkaufen, denn es werden keine Mittel der UNESCO fließen, sondern die Mittel des Landkreises Miltenberg in ein UNESCO-Projekt. Er (Kreisrat Dr. Schüren) werde dem Projekt “mit Bauchkribbeln” und nur aus Solidarität zustimmen. Vom Inhalt her überzeuge ihn das Projekt nicht.

 

Landrat Schwing erklärte, daß der Landkreis Miltenberg an die UNESCO nichts zahlen werde. Mit dem Projekt werden allerdings Mittel in die Infrastruktur des Landkreises Miltenberg fließen. Im übrigen sei noch nicht sicher, ob dem geplanten Geopark der “Adelstitel” verliehen werde. Sollte dies nicht der Fall sein, seien die investierten Mittel auch nicht verloren. Der Gesamtbetrag von 160.000,-- DM verteile sich übrigens auf viele Schultern.

 

Kreisrat Dr. Fahn vertrat die Meinung, daß das vorgelegte Konzept noch nicht schlüssig sei. Als Schwerpunkte seien Fremdenverkehr, Freizeit, Förderung der regionalen Wirtschaft usw. genannt worden. Es müßte aber deutlich gesagt werden, welcher Bereich Schwerpunkt sein soll. Was Kreisrat Dr. Linduschka gesagt habe, stimme. Es gebe schon viele gemeinsame Projekte. Beim beabsichtigten Projekt Geopark sollte auf die Einbeziehung der Agenda 21 sowie des Regionalmarketings geachtet werden.

 

Kreisrat Andre wies darauf hin, daß die UNESCO bisher hochklassige anerkannte Einrichtungen geschaffen habe. Wenn Prof. Steiniger für das Gebiet Bergstraße-Odenwald eine Chance sehe, müsse der Landkreis Miltenberg zustimmen. Weiter sollte bedacht werden, daß das Projekt der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit den Nachbarlandkreisen diene.

 

Kreisrat Klüpfel bemerkte, daß mit dem Projekt Geopark versucht werden soll, die gesamte Region besser zu verkaufen und eine bessere Wirtschaftsförderung zu erhalten. Dies sei eine Sache, von deren Notwendigkeit er nicht überzeugt sei.

 

Landrat Schwing teilte daraufhin mit, daß anläßlich der Mitgliederversammlungen des Vereins Bergstraße-Odenwald e.V. immer wieder gesagt werde, der Odenwald sei gegenüber dem Spessart benachteiligt und habe Nachholbedarf. Man glaube nun, mit dem Projekt Geopark etwas Positives für den Odenwald zu erreichen. Es wäre daher fatal, wenn die Politik die Zustimmung zum Projekt Geopark verweigern würde.

 

Kreisrat Dr. Schüren stellte richtig, daß er nie etwas gegen die UNESCO oder Prof. Steiniger gesagt habe. Sein Problem sei, daß das Projekt Geopark den Nachteil habe, nicht überzeugend zu sein. Wenn es heute um irgend ein anderes Projekt ginge, welches nicht die Weihen der UNESCO hätte, würde sich Landrat Schwing gar nicht damit befassen.

 

Landrat Schwing widersprach der Aussage von Kreisrat Dr. Schüren. Wenn er Bedenken gegen das Projekt hätte, hätte er diese schon in der Vorstandssitzung vorgebracht. Ein Projekt ohne Risiken gebe es nicht. Beim Projekt Geopark sei das Risiko aber überschaubar.

 

Kreisrat Dr. Linduschka sagte, er halte die Grundbedenken von Kreisrat Dr. Schüren für richtig. Ihn störe auch das Sammelsurium, jedem etwas zu Gefallen zu tun. Wenn das Projekt Geopark in Richtung Geologie laufe, wäre es eine sinnvolle Angelegenheit. Nach Meinung von Kreisrat Dr. Linduschka sollte man das Projekt zunächst zwei Jahre lang laufen lassen. Sollte sich nach Ablauf von zwei Jahren keine klare Linie abzeichnen, sollte man das Projekt einstellen.

 

Der Kreisausschuß faßte sodann bei einer Gegenstimme folgenden

 

B e s c h l u ß :

 

Der Landkreis Miltenberg beteiligt sich am UNESCO-Geopark im Naturpark Bergstraße Odenwald für die Antrags- und Prozeßphase (zeitlich befristet auf zwei Jahre) an den Personalkosten für zwei Halbtagsstellen sowie an sonstigen Kosten in Höhe von insgesamt 163.740,-- DM unter Zugrundlegung eines von der Vorstandschaft berechneten Mittelwertes aus den jeweiligen Einwohner- und Flächengrößen der beteiligten Landkreise mit 28.246,-- DM.

 

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