Tagesordnungspunkt
TOP Ö 2: Sachstandsmitteilung zur Einrichtung einer interdisziplinären Kinderschutzgruppe für die Region I am Klinikum Aschaffenburg
Bezeichnung | Inhalt |
---|---|
Sitzung: | 25.05.2020 JHA/001/2020 |
Beschluss: | zur Kenntnis genommen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
---|
Die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses nehmen die Ausführungen zur Kenntnis.
Herr Rätz, Leiter SG 22 – Kinder, Jugend und Familie, trägt
den Sachstand zur Einrichtung einer interdisziplinären Kinderschutzgruppe für
die Region I am Klinikum Aschaffenburg vor.
Fast jedes zweite Kind in Deutschland macht
im Laufe seines Lebens Erfahrungen mit Gewalt, Vernachlässigung und Missbrauch.
Die Folgen können ein Leben lang andauern. Die Zeichen solcher Misshandlungen
zu erkennen, ist für Personen, die darin ungeübt sind, schwierig. Die Zahl
nicht erkannter Fälle von Kindeswohlgefährdungen ist deshalb hoch. Im Mai 2016
erhielt die Jugendhilfeverwaltung vom Jugendhilfeausschuss den Auftrag, mit den
Jugendämtern der Stadt und des Landkreises Aschaffenburg, der Kinderklinik und
der Landgerichtsärztin Frau Schäfer in Verhandlung zu treten, um eine
Kinderschutzgruppe in der Region 1 einzurichten. Nach verschiedenen Gesprächen
zwischen den Jugendämtern und der Landgerichtsärztin Frau Schäfer sowie
internen Abstimmungen in den jeweiligen Gebietskörperschaften und dem Klinikum
Aschaffenburg-Alzenau wurde im Oktober 2017 ein Konzept durch Frau Schäfer und
Frau Moser, leitende Oberärztin an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Aschaffenburg, erstellt. Am 27.11.2017 fasste der Jugendhilfeausschuss
Miltenberg den Empfehlungsbeschluss, die Einrichtung der Kinderschutzgruppe
anteilig zu einem Drittel aus dem Etat des Jugendhilfehaushaltes zu fördern.
Sachstand:
Nach intensiven Vertragsverhandlungen wurde zum 01.07.2019
die Kooperationsvereinbarung zwischen dem Klinikum Aschaffenburg-Alzenau sowie
den drei Jugendämtern der Stadt Aschaffenburg, des Landkreises Aschaffenburg
und des Landkreises Miltenberg geschlossen.
Die Vertragspartner regeln hierin ihre
Zusammenarbeit bei Verdachtsfällen von Kindesmissbrauch- und
Kindeswohlgefährdungen „mit dem Ziel, … durch schnelles und abgestimmtes
Handeln, fachübergreifende professionelle Diagnostik und Behandlung sowie eine
gemeinsam festgelegte Weiterbetreuung zu erreichen. Zielgruppe sind Kinder und
Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr sowie deren Familien.“
Zum 01.12.2019 wurde Frau Svenja Haußner als neue Koordinatorin der
Kinderschutzgruppe am Klinikum Aschaffenburg angestellt. Fr. Haußner ist
Psychologin mit Weiterbildung zur Fachpsychologin für Rechtspsychologie. Ihr bisheriger
Tätigkeitsschwerpunkt lag in der rechtspsychologischen Sachverständigenarbeit
auch bei Gewalt- und Sexualdelikten
gegenüber Kindern und Jugendlichen.
Im Januar 2020 fand der erste Runde Tisch zwischen verschiedenen
Fachbereichsleitungen der Jugendämter und Vertretern der Kinderschutzgruppe
statt. Hier wurde das geplante Procedere bei Verdacht auf Kindesmisshandlung
vorgestellt. Nachdem sich Frau Haußner im Quartal I in einem ersten Schritt mit
der Arbeit vor Ort (Kinderklinik und SPZ) vertraut gemacht hat, sollen ab dem
Quartal II bis Quartal IV Hospitationen in den Jugendämtern der Region 1
(Bereich KoKi und ASD) stattfinden, um die jeweiligen Arbeitsabläufe
kennenzulernen und eine weitere Grundlage für die Zusammenarbeit zu legen. Am
25.11.2020 ist der 2. Runde Tisch geplant.
Kreisrätin Körbel möchte wissen, wie die Kinderärzte oder Allgemeinärzte Verdachtsfälle von Kindesmissbrauch weitergeben.
Herr Rätz antwortet, dass Kinderärzte berechtigt und auch verpflichtet seien, diese Fälle direkt an das Jugendamt weiterzugeben. Manche Ärzte hätten damit Schwierigkeiten, weil sie in einem besonderen Vertrauensverhältnis mit den Patienten stünden. Deshalb sei es manchmal leichter für einen Arzt, ans Kinderklinikum zu verweisen. Dadurch entstünden für alle Vorteile.