Mit Brille und Hörgerät gegen Demenz und Einsamkeit
Eine Brille und ein Hörgerät, alltägliche Gegenstände mit einer großen Wirkung!Passgenaue Hilfsmittel bei Seh- und Hörbeeinträchtigungen leisten einen großen Beitrag für gute Lebensqualität bis ins hohe Alter – etwa indem sie Demenzerkrankungen vorbeugen oder deren Auswirkungen vermindern können. Mit diesen und anderen Aspekten von Prävention und Gesundheitsförderung haben sich Haupt- und Ehrenamtliche aus der Seniorenarbeit beim Seniorennetzwerktreffen am Mittwoch, 29. Oktober, im Landratsamt beschäftigt.
Für Christina Jung (Fachstelle Altenhilfeplanung am Landratsamt Miltenberg), die durch den Vormittag führte, sind Prävention und Gesundheitsförderung in jedem Alter von Bedeutung. Bewegungs- und Begegnungsangebote für Menschen in einem höheren Lebensalter seien daher auch auf der neu gestalteten Informationsseite „Senioren“ des Landratsamtes zu finden.
Wie sich Seh- und Hörbeeinträchtigungen im Alltag auswirken, veranschaulichten die Expertinnen des Blindeninstituts Würzburg. Das Team unter Leitung von Sabine Kampmann setzt derzeit das Modellprojekt „Sinnesbeeinträchtigungen im sozialen Nahraum“ in Unterfranken um. Ziele sind unter anderem die Aufklärung der Bevölkerung über die Auswirkungen von Beeinträchtigungen beim Sehen und Hören sowie die Vernetzung der medizinischen und unterstützenden Angebote. Noch nicht überall sei diese flächendeckend und gut erreichbar gegeben. Sie ist aber wichtig, denn: Wer nicht gut hört oder sieht, zieht sich oft zurück. Manchmal entstehe auch der Eindruck, die Person entwickle eine Demenzerkrankung: Antworten passten nicht zur Frage, unsicheres Verhalten im Straßenverkehr oder zeitliche Verabredungen würden nicht eingehalten.
Dabei sei das Problem ein ganz anderes, erklärte Valerie Sokol, Fachbereich Hören. Mit zum Teil einfachen Mitteln könne dem vorgebeugt werden. Dieses Wissen in die Kommunen zu tragen, ist ein weiteres Ziel des Modellprojektes. Mit der Gemeinde Niedernberg gibt es auch im Landkreis Miltenberg eine Modellkommune. In den nächsten eineinhalb Jahren wird es dort verstärkt um seh- und hörgerechte Barrierefreiheit gehen.
Prävention hat noch viele weitere Gesichter: Beispielsweise Vorträge zum altersgerechten Wohnen oder zur Ernährung in einem höheren Lebensalter, Begegnungsangebote oder ein Mobilitätstraining für Menschen, die einen Rollator nutzen. Aus Sicht der Gesundheitskassen seien gerade diese niedrigschwelligen, örtlichen Angebote zur Gesundheitsförderung besonders wertvoll, so Andreas Peschanel, stellvertretender Direktor der AOK-Direktion Aschaffenburg. Er zeigte praxisnahe Fördermöglichkeiten durch die AOK auf und warb für die neue Online-Plattform „Health Map“. Diese „Gesundheits-Landkarte“ der AOK Bayern wird zukünftig gesundheitsfördernde Angebote leichter auffindbar machen.
Präventiv für pflegende Angehörige da zu sein, ist auch ein großes Anliegen der Beratungsstelle für Senioren und pflegende Angehörige (BSA). Deren Team bietet neben Beratung auch Schulungen an. Zusätzlich wurde 2025 eine Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige ins Leben gerufen. Die Entlastung, die im Austausch mit anderen und durch die Fachberatungen erfahren werde, sei enorm, so Franziska Hofmann und Marco Andres (beide BSA).
Nun gelte es, das im Laufe des Vormittags erworbene Wissen in die Breite zu tragen, die Versorgungslandschaft vielfältig zu halten und weiter auszubauen, so der Tenor der Teilnehmenden am Ende des Vormittags.
Mehr Informationen:
- Modellprojekt „Sinnesbeeinträchtigungen im sozialen Nahraum“: www.blindeninstitut.de
- AOK Bayern - Health Map www.gesundheit-fuer-mich.de/aok-bayern
- Angebote für pflegende Angehörige: www.seniorenberatung-mil.de/
- Aktiv bis ins hohe Alter im Landkreis Miltenberg: www.landkreis-miltenberg.de/themen/senioren.html