Die Machbarkeitsstudie zum Potenzial des Güterverkehrs in der Region ist auf der Zielgeraden: Ende des Monats sollen die diversen Untersuchungen abgeschlossen sein, von April an werden die vorgeschlagenen Maßnahmen im Detail analysiert und priorisiert unter Beachtung von Kosten und Nutzen. Dieses Zwischenergebnis zog Thomas Kocholl (Firma railistics) in der Sitzung des Ausschusses für Energie, Bauen und Verkehr.
Als Grundlage waren Zahlen aus dem Landesverkehrsmodell Bayern verwendet worden, zum anderen hatten Kocholl und sein Team Unternehmen in der Region nach ihrem Interesse am Gütertransport per Schiene befragt. Bei der Befragung wollte man etwa wissen, welche Transportanforderungen anfallen – beim Preis, der Zuverlässigkeit und der Geschwindigkeit. Die Unternehmen, die bereits jetzt die Schiene nutzen, erwarten demnach um bis zu 39 Prozent höhere Transportmengen für die Jahre 2030 und folgende.
Um den Schienengütertransport zu realisieren, brauche es Kocholl zufolge aber weitere Investitionen – etwa in zusätzliche Lager- und Umschlagemöglichkeiten für Güter im Landkreis Miltenberg, notwendig seien zudem Puffermöglichkeiten für Wagenabstellung und Zugzusammenstellung. Weiter fehlen Servicegleise, wo Wagen abgestellt werden können, bis sie abgeholt werden. Man brauche auch Kreuzungsgleise, um zusätzlichen Schienengüterverkehr zu ermöglichen. Da auf der Schiene unterschiedlichste Güter transportiert werden, brauche es einen multifunktionalen Umschlagplatz. Als Problem habe sich zudem herauskristallisiert, dass es tagsüber an freien Trassen mangelt und Nachtfahrten notwendig seien.mehr, was bereits junge Menschen konsumieren.
Untersucht wurde auch eine mögliche Verlagerung des Mülltransports von der Straße auf die Schiene. Die Landkreise Miltenberg und Aschaffenburg sowie die Stadt Aschaffenburg sind dazu bereit, aber bei 1.600 Containern pro Jahr braucht es ein Konzept, wie insgesamt 48.000 Tonnen Müll pro Jahr effektiv transportiert werden. Am Gemeinschaftskraftwerk in Schweinfurt ist ein Gleis vorhanden, am Untermain brauche es allerdings eine Lagerungsmöglichkeit für Container. Denn, so Kocholl, realistisch wären zwei bis drei Fahrten pro Woche. Dies aber erfordert eine Lagermöglichkeit in strategisch günstiger Lage. Die Steuerungsgruppe aus dem Landkreis Miltenberg will sich am 29. März mit dem weiteren Vorgehen befassen, auch eine Ideenschmiede ist vorgesehen.
Um das Thema Verkehr ging es auch in weiteren Tagesordnungspunkten – etwa bei der Erstellung von Konzepten für die
Neugestaltung des Verkehrs am Schulzentrum Elsenfeld und am Miltenberger Bahnhof. In Elsenfeld sorgt die starke Nutzung der Dammsfeldstraße mit unterschiedlichsten Verkehrsteilnehmern für unübersichtliche, teils gefährliche Situationen. Zwischen Pkw-Verkehr, Lieferverkehr, Busverkehr, Radfahrern und Fußgängern kommt es regelmäßig zu kritischen Begegnungen. Bei einem Gespräch mit allen Beteiligten wurden laut dem Mobilitätsbeauftragten des Landkreises, Tim Haas, die für eine Umplanung wichtigen Aspekte zusammengetragen. Wichtig sei, die Verkehre zu entmischen mit separaten Bereichen für Elterntaxis, Busverkehr und Parken. Auch müsse das Befahren des Bushaltebereichs durch Elterntaxis unterbunden werden. Weitere Punkte sind die Schaffung einer sicheren Querung der Dammsfeldstraße und von adäquaten Wartebereichen für O¨PNV-Nutzer. Dafür, so Haas, seien umfangreiche Abstimmungs- und Planungsarbeiten notwendig.
Auch vor dem Bahnhof Miltenberg herrscht eine nicht optimale Verkehrs- und Sicherheitslage, denn der Bereich ist der zentrale Umstiegspunkt für den Busverkehr und wird vor allem von den Schüler*innen des Schulzentrums genutzt. Geplant ist hier die Umgestaltung in einen Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB). Aktuell fehlen laut Haas grundlegende Ausstattungsmerkmale eines zeitgemäßen Bahnhofs, Verkehrssicherheit und Barrierefreiheit sind nicht gegeben, es gibt zu wenige Haltepunkten und Wartepla¨tze für Busse, es fehlt eine Echtzeit- Fahrgastinformationsanzeige. Ein von der öffentlichen Hand definiertes Betriebskonzept des ZOBs liege ebenfalls nicht vor. Da die Bahn Arbeitsbereiche verlegt hat, könnte die Stadt Miltenberg mit der Bahn über einen Kauf des Geländes verhandeln. Mit der gewonnenen Fläche sei der Bau eines ZOB möglich. Auch hier habe ein Koordinationsgespräch mit allen Beteiligten stattgefunden, vermeldete Haas.
Eine Arbeitsgruppe „Berliner Platz“ soll das Vorgehen vorantreiben und den Nahverkehrsplan mit einbeziehen, der 2022 weiterentwickelt wird. Auch ein Anforderungsworkshop mit weiteren Interessensgruppen soll erfolgen, ehe die Planung ausgeschrieben werden soll. Der Ausschuss erklärte sich mit dem Vorgehen in beiden Fällen einverstanden und beauftragte die Verwaltung mit der weiteren Bearbeitung, wobei zunächst die Erarbeitung eines umfassenden Konzepts im Mittelpunkt steht, ehe Planer beauftragt werden.
Zustimmend nahm der Ausschuss die Informationen des Mobilitätsbeauftragten zum
Neubau landkreiseigener Radwege zur Kenntnis. Demnach soll unter anderem ein Radweg zwischen Amorbach und Kirchzell gebaut werden. Um in den Genuss von Fördermitteln zu kommen, muss der Radweg gewisse Standards einhalten – unter anderem eine Breite von 2,50 Metern. Allerdings könnte das an manchen Stellen des geplanten Radwegs südlich der Staatsstraße 2311 nicht ausreichen, so dass auch eine Route nördlich der Straße nahe der Pulvermühle geprüft werden soll. Zunächst sollen an zehn Stellen des bestehenden Radwegs mit wassergebundener Decke Querschnitte erstellt werden. Weitere Schritte sind Kaufanfragen an die Grundstückseigentümer, das Einholen einer Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde, die Vorstellung des Projekts bei der Regierung von Unterfranken und die Abstimmung des Anschlusses von Kirchzell mit dem Staatlichen Bauamt.
In der Vorbereitungsphase befindet sich der Bau eines Radwegs zwischen Rüdenau und Kleinheubach. Eindeutig bevorzugt werde Haas zufolge die nördliche Variante talseits, da damit eine Querung der Straße verhindert wird. Das Staatliche Bauamt werde die Vorplanung angehen, die Gemeinden kontaktieren anschließend die Eigentümer betroffener Grundstücke. Radweg und Straße sollen niveaugleich errichtet werden, so dass am Ende ein kreisstraßenbegleitender Radweg entsteht.
Um eine Übersicht aller Radwege im Landkreis zu bekommen, ist ein Kataster geplant. Dieses Vorhaben wird den Bürgermeistern in einer Dienstbesprechung vorgestellt.
Der Landkreis wird auch 2022 am Projekt Stadtradeln vom 1. bis 21. Juli teilnehmen, kündigte Tim Haas an. Ziel ist es, möglichst viele Alltagswege mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zurückzulegen.
Ebenfalls zur Kenntnis nahm der Ausschuss die Ausführungen von Kreisbaumeister Andreas Wosnik, wonach sieben Förderanträge der Kreisverwaltung zur
Anschaffung von dezentralen Lüftungsgeräten in weiterführenden Schulen des Landkreises erfolgreich waren. Bei Gesamtkosten von 7,35 Millionen Euro bekommt der Kreis 3,3 Millionen Euro Förderung. Anlagen wird es demzufolge im Karl-Ernst-Gymnasium, dem Julius-Echter-Gymnasium, dem Johannes-Butzbach-Gymnasium, der Johannes-Hartung-Realschulen, der Staatlichen Realschule Elsenfeld, der Heinrich-Ernst-Stötzner-Schule sowie der Janus-Korczak-Schule geben.
Das Jahr 2022 ist in Bezug auf das
Schulbauprogramm III ein Planungsjahr, informierte Landrat Jens Marco Scherf das Gremium. Laut Kreisbaumeister Wosnik wurde die Entwurfsplanung für die neue Zweifachturnhalle an der Main-Limes-Realschule Obernburg abgeschlossen und der Regierung von Unterfranken zur Förderung nach KIP-S übermittelt. Der Flächenbedarf der Berufsschule an den Standorten Miltenberg und Obernburg sei abgeschlossen, vermeldete Wosnik, auch das Raumprogramm sei zusammengetragen worden. Dabei hätten sich zum Teil erhebliche Steigerungen beim Flächenbedarf abgezeichnet. Dies werde zurzeit geprüft mit dem Ziel der optimalen Verortung der Fachbereiche an den zwei Standorten.
Einstimmig hat der Ausschuss den Vorschlag der Verwaltung aufgenommen, bei der
Strombeschaffung neue Wege zu gehen. Bislang nahm der Landkreis an einer Bündelausschreibung für die kommunale Strombeschaffung teil. Da die aktuelle Marktlage von starken Preisschwankungen gekennzeichnet ist, besteht die Gefahr, den Strom zu einem ungünstigen Zeitpunkt zu kaufen, obwohl der Strom unter Umständen kurze Zeit später günstiger ist. Deshalb soll der Strom vorerst für ein Jahr über ein Tranchenmodell beschafft werden. Das heißt, dass ein Stromhändler in kürzeren Abständen – etwa zehnmal pro Jahr – den Strom über die Börse einkauft. So kann man näherungsweise den mittleren Strompreis im Jahresverlauf abbilden. Die regionalen Energieversorger können den Landkreis bei der Beschaffung von Strom von der Strombo¨rse im Rahmen des Tranchenmodells unterstützen. Der Strom soll in der Qualita¨t „100 Prozent O¨kostrom mit Neuanlagenquote“ geliefert werden, damit der Landkreis seiner Vorbildfunktion gerecht wird.
Aus
nichtöffentlicher Sitzung wurde bekannt gegeben, dass die Straßenbauarbeiten einschließlich der Verlegung einer neuen Wasserleitung im Zuge des Neubaus des Geh- und Radwegs von Röllbach nach Schmachtenberg 326.600 Euro kosten werden; davon übernimmt die Gemeinde Röllbach in etwa die Hälfte für den Bau einer Wasserleitung. Die Zusatzfahrten zur Schülerbeförderung zum Karl-Ernst-Gymnasium Amorbach schlagen wöchentlich mit 2.480 Euro netto zu Buche, so Kreisbaumeister Wosnik. Auf das Jahr gerechnet, liege man bei Kosten von 128.960 Euro.
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