Wie können Kinder aus der Ukraine möglichst schnell die deutsche Sprache lernen? Als sehr gute Lösung hat sich ein „Herzensprojekt“-Kinderbuch erwiesen, das auf 40 Seiten deutsche Begriffe in Bildern sowie in deutscher, ukrainischer und englischer Sprache darstellt sowie in Lautsprache. 500 dieser Bücher hat der Landkreis Miltenberg laut Schulrat Harald Frankenberger angeschafft – auch mit finanzieller Hilfe der Kindertagesstätte Regenbogen in Mömlingen, wo mit einer Waffelbackaktion Spendengeld für diesen Zweck gesammelt wurde.
Landrat Jens Marco Scherf und die Schulräte Ulrich Wohlmuth und Harald Frankenberger übergaben mit Grundschulleiterin Brigitte Hauck die ersten Exemplare symbolisch an der Miltenberger Grundschule an ukrainische Kinder aus Miltenberg und Bürgstadt. Die Bücher werden vor allem in den pädagogischen Willkommensgruppen verwendet, in denen landkreisweit zurzeit rund 160 ukrainische Kinder unterrichtet werden. Mit dem Buch soll die Integration leichter fallen und die Sprache einfacher gelernt werden. Die Flüchtlingskinder sollen von Anfang an Kontakte zu deutschen Kindern knüpfen, sie kennenlernen und gemeinsam mit ihnen üben.
Landrat Jens Marco Scherf dankte im Beisein von Ansgar Stich (JBG Miltenberg), Silke Bundschuh (Realschule Miltenberg), Annette Lanzer-Meidel (Grundschule Bürgstadt) sowie einer kleinen Gruppe der Mömlingener Kindertagesstätte allen Schulen, dass sie die Kinder aus dem vom Krieg gebeutelten Land mit großem Herzen aufnehmen und ihnen ein gutes Zuhause bieten, solange es notwendig ist. Das Unterrichtsbuch sei dazu ein kleiner Beitrag, so der Landrat. Wichtig sei es vor allem, dass darin die Lautschrift aufgeführt ist, denn das helfe im Alltag sehr. Der Landrat versicherte, dass man trotz mancher Unzulänglichkeit im Landkreis alles tue, damit es den Geflüchteten hier gut geht. „Ich hoffe auch, dass sich Freundschaften entwickeln, die ein Leben lang halten“, so Scherf.
Schulrat Ulrich Wohlmuth lag der Dank für alle am Herzen, die die Betreuung der ukrainischen Kinder unterstützen – egal ob haupt- oder ehrenamtlich. „Ein toller Schulterschluss“ sei das im Landkreis Miltenberg, freute er sich. Die Beschulung der Flüchtlingskinder sei für die Schulen eine große Herausforderung, sagte er, deshalb seien gemeinsame Anstrengungen notwendig. „Auch die Kinder werden ihren Beitrag zum Frieden leisten, wenn sie in den Gruppen andere Kinder kennenlernen“, zeigte er sich überzeugt.
Während der Übergabe der Bücher übersetzte eine russischsprachige Mitarbeiterin der Schule ins Russische, so dass die Kinder und zwei sie begleitende Mütter gut informiert waren. In der Ukraine sprechen und schreiben die Kinder in ukrainischer Sprache, als Fremdsprache wird Englisch gelehrt. Aufgrund der tiefen historischen Beziehungen der Ukraine zu Russland verstehen aber alle Kinder die russische Sprache, so dass die Übersetzung reibungslos funktionierte.
Eine Schülerin bedankte sich für die Aufnahme in Deutschland und freute sich, dass die ukrainischen Kinder nicht im Stich gelassen werden. Alle seien sehr zufrieden und fühlten sich hier wohl, sagte sie und lobte die Lehrer, die geduldig helfen und erklären. Neun Kinder sangen zur Freude der Gäste zum Abschluss eine Strophe eines ukrainischen Liedes.
Das Schulamt sucht weiterhin ukrainisch und/oder russischsprechendes pädagogisches Personal mit Deutschkenntnissen, so Schulrat Ulrich Wohlmuth. Alle Informationen dazu seien auf der Homepage des Schulamts Miltenberg unter www.schulamt-miltenberg.de ersichtlich. Nicht zu unterschätzen ist Harald Frankenberger zufolge auch die Hilfe durch Schülerinnen und Schüler, die aufgrund ihrer familiären Situation die russische Sprache beherrschen und den Flüchtlingskindern eifrig helfen.
Auch das Medienzentrum des Landkreises Miltenberg hat Unterrichtsmaterial angeschafft. Mehrere interaktive Arbeitshefte „DAF/DAZ für Ukrainisch“ sind auf der Homepage des Medienzentrums unter www.mz-miltenberg.de abrufbar. Dabei geht es um Wortschatzübungen und Audiotraining, um Lese- und Hörverständnis sowie um vereinfachte Ausgangsschrift.
Landrat Jens Marco Scherf stellte in der Miltenberger Grundschule das „Herzensprojekt“-Kinderbuch vor, mit dem ukrainische Flüchtlingskinder möglichst schnell die ersten deutschen Begriffe lernen sollen.