Tagesordnungspunkt

TOP Ö 5: Beschlussfassung zur Bewerbung des Landkreises Miltenberg um die Auszeichnung „Fairtrade – Landkreis Miltenberg“

BezeichnungInhalt
Sitzung:14.12.2015   KA/006/2015 
Beschluss:einstimmig beschlossen
DokumenttypBezeichnungAktionen

Die Mitglieder des Ausschusses empfehlen dem Kreistag einstimmig:

 

Der Landkreis Miltenberg strebt den Titel „Fair-Trade-Landkreis“ an und wird die erforderlichen Schritte einleiten.


Landrat Scherf trägt vor, dass per Schreiben vom 18.11.2015 die sechs Kreistagsfraktionen von Bündnis 90 / Die Grünen, FDP, Freie Wähler, Neue Mitte, ÖDP und SPD die Bewerbung des Landkreises Miltenberg um die Auszeichnung „Fairtrade – Landkreis Miltenberg“ beantragt haben.

 

Es soll beschlossen werden:

 

           „Der Landkreis Miltenberg strebt den Titel „Fairtrade Landkreis“ an.

 

           Diese Entscheidung wird über die üblichen Informationswege des Landratsamtes mitgeteilt und über die Aktivitäten regelmäßig (einmal im Quartal) berichtet.“

 

Im Antrag wird zur Begründung ausgeführt:

 

„Mit dieser Fair-Trade-Initiative streben wir mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel an. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte Produzent/innen und Arbeiter/innen, insbesondere in den Ländern des Südens, leistet der Faire Handel auch einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in diesen Gebieten. Außerdem wollen wir den Dialog, die Transparenz und den Respekt in den Handelsbeziehungen hervorheben.

 

Nur wenn es gelingt, dass Menschen überall auf der Erde in Frieden von ihrer Arbeit leben können und eine soziale Grundsicherung haben, können die große Anzahl von Flüchtenden bereits zu normalen Zeiten vermieden und die weltweiten Probleme gemeinsam angegangen werden.

 

Ein Weg dazu ist die Förderung des Handels mit Fairtrade Produkten durch die Aktivitäten, die mit der Auszeichnung „Fairtrade – Landkreis Miltenberg“ verbunden sind.

 

Die Auszeichnung „Fairtrade – Landkreis“ wird von TransFair Deutschland e.V. mit Sitz in Köln zunächst für zwei Jahre vergeben.

 

Folgende Kriterien müssen für unseren Landkreis erfüllt sein:

 

Kriterium 1: Kreistagsbeschluss

Der Kreistag verabschiedet einen Kreistagsbeschluss zur Unterstützung des Fairen Handels. Bei allen öffentlichen Sitzungen wird fair gehandelter Kaffee und ein weiteres Produkt ausgeschenkt.

 

 

Kriterium 2: Steuerungsgruppe

Eine Steuerungsgruppe wird gebildet, die auf dem Weg zum Fairtrade- Landkreis die Aktivitäten vor Ort koordiniert. Diese Gruppe besteht aus mindestens drei Personen aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft.

 

Kriterium 3: Fairtrade-Produkte im Sortiment (Einzelhandel und Gastronomiebetriebe)

In den lokalen Einzelhandelsgeschäften und bei Floristen sowie in Cafés und Restaurants werden mindestens zwei Produkte aus Fairem Handel angeboten. Richtwert ist hier die Einwohnerzahl. Bei unserer Einwohnerzahl sind dies 23 Geschäfte und 12 Gastronomiebetriebe.

 

Kriterium 4: Zivilgesellschaft

Fairtrade in öffentlichen Einrichtungen: Produkte aus Fairem Handel werden in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen verwendet. Darüber hinaus werden Bildungsaktivitäten zum Thema Fairer Handel umgesetzt, oft im Rahmen weiterer Kampagnen von TransFair. Für unseren Landkreis werden 1 Schule, 1 Verein und 1 Kirchengemeinde benötigt.

 

Kriterium 5: Medien - Öffentlichkeit

Die lokalen Medien berichten über die Aktivitäten zum Thema Fairtrade in unserem Landkreis. Für unseren Landkreis sind dies 4 Artikel pro Jahr, wobei auch Online – Berichte gelten.

 

Der Landkreis Miltenberg hat gute Voraussetzungen für die Auszeichnung „Fairtrade Landkreis“. Die Gemeinde Mömlingen ist bereits Fairtrade-Kommune und hat viel Erfahrung in diesem Bereich. Außerdem bereichern „Eine-Welt-Läden“ unseren Landkreis und können mit ihren Erfahrungen Unterstützung leisten. Die Eine-Welt-Läden haben sich bereits im Rahmen eines „Untermain-Ladentreffen“ vernetzt, der sich vierteljährlich zum Erfahrungs- und Informationsaustausch austauscht. Auch Kirchengemeinden, Vereine und Schulen im Landkreis haben sich bereits mit dem Thema Fairtrade beschäftigt.

Diese Aktivitäten gilt es zu bündeln und auszuweiten.“

 

Sachverhalt aus Sicht der Verwaltung:

Die Verwaltung steht der Bewerbung als Fair-Trade-Landkreis sehr positiv gegenüber und befürwortet das Projekt. Es wird die Zustimmung zur Bewerbung als "Fair-Trade Landkreis" seitens des Kreistages empfohlen.

 

Zu der positiven Haltung tragen im Detail bei:

-       Grundsätzliches Einverständnis mit Prinzipien im Welthandel, die soziale und ökologische Standards berücksichtigen. Auch die beiden bayerischen Landeskirchen (evangelisch-lutherisch wie römisch-katholisch haben zu Beginn des neuen Kirchenjahres am 29.11.2015  ausdrücklich auf die Bedeutung von fairen Handelsstandards mit dem expliziten Verweis auf Fair-Trade-Produkte hingewiesen).

-       Unterstützung bestehender Vereinsaktivitäten (verschiedene 'Eine-Welt-Vereine')

-       Stärkung der Einzelhandelsstrukturen (neben den 'Eine-Welt-Läden' auch der Einzelhandel) durch das Fördern des „bewussten Kaufverhaltens“

-       Erweiterung des Produktsortiments und Ausbau sozial gerechter und nachhaltiger Handelsstrukturen.

-       Förderung eines Kaufverhaltens, das auch regionale Produkte stärker fördert: Die Schaffung eines Bewusstseins für faire Handelsstrukturen fördert die Situationen lokaler Produzent/innen.

-       Übereinstimmung mit den Leitlinien der LAG Main4Eck im Entwicklungsziel 5 bzw. Handlungsziel 5.3 – Beschluss der Steuerungsgruppe der LAG vom 08.12.2015

 

Grundsätzlich erwarten wir durch die Bewusstseinsarbeit  des „Fair-Trade-Siegels“ einen positiven Effekt für die regionalen Vermarktungsstrukturen und eine Verbesserung in der regionalen Versorgung, da der Konsument zu einem kritischen Kaufverhalten angeregt wird, die Produktionsbedingungen stärker zu reflektieren. Nur der bewusste Konsument wird sein einkaufsverhalten so ändern, dass er auch regionale Produzenten und den Einzelhandel vor Ort bewusst berücksichtigt.

 

Das Ineinandergreifen regionaler und internationaler Handelsstrukturen wird beispielhaft am Produkt des Mömlingener „Apfel-Mango-Safts“ deutlich: Der vor Ort vorhandene Apfelsaft wird nicht wie mittlerweile weit verbreitet aus Konzentrat noch aus Übersee hergestellt bzw. beschafft. Der Mangosaft, der ebenso wie Fair-Trade-typische Produkte wie Kaffee, Tee oder Kakao aus südlichen Ländern importiert werden muss, entstammt aus ebenso sozial und ökologisch einwandfreien Bedingungen wie die Äpfel von unseren heimischen Streuobstwiesen.

Seitens der Verwaltung wurde bereits Kontakt mit verschiedenen Anbietern des Einzelhandels und der Gastronomie aufgenommen und um die Unterstützung des Bewerbungsverfahrens geworben. Alle Gesprächspartner/innen haben bereits ihre Unterstützung zugesichert und mündlich bekräftigt, dass sie diese Initiative für gut befinden.

Die schriftliche Abfrage wurde mit einem Serienbrief am 17.11.2015 gestartet. Auch wurden bereits einige mögliche Mitglieder für die Steuerungsgruppe angesprochen. Derzeit gibt es bereits 5 Zusagen für dieses Gremium.

 

-Bisherige Schritte

Eine vorläufige Steuerungsgruppe aus Vertreter/innen der Politik und der Eine-Welt-Läden hat die Bewerbung des Landkreises als Fair-Trade Landkreis in mehreren Sitzungen vorbereitet. Beim Untermainladentreff am 21.05.2015 in der VHS Aschaffenburg wurde die Bewerbung mit den Vertreter/innen der Eine-Welt-Läden am Untermain besprochen und befürwortet. Am 17.11.2015 wurden sämtliche Einzelhändler/innen und Gastronom/innen der Region angeschrieben, die nach bisherigem Kenntnisstand fair gehandelte Produkte führen oder im Ausschank anbieten. Sie wurden um die Benennung der angebotenen fair gehandelten Produkte und die schriftliche Bestätigung für das Bewerbungsverfahren auf dem beigefügten Formblatt gebeten (71 Anschreiben).

 

 

- Einbettung in bestehende Aktivitäten

Die Steuerungsgruppe ist als erweitertes Gremium des sog. Untermainladentreffes zu verstehen, in der neben 2 bis 3 Vertreter/innen der Eine-Welt-Initiativen auch Vertreter/innen des Einzelhandels, der Gastronomie und der Politik partizipieren.

Folgende Personen haben sich bereit erklärt, in der Steuerungsgruppe mitzuwirken:

-       Herr Hubert Eckert - Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes und Mitarbeiter beim Bauermarkt

-       Herr Lukas Hartmann (Kilianeum Miltenberg) - als Vertreter kirchlicher Verbände und Kontakt zur kirchlichen Jugendarbeit

-       Frau Petra Münzel - Vertreterin der Politik

-       Herr Robert Faust - Vertreter des Eine-Welt-Ladens Mömlingen

-       Frau Annette Dekant, Vertreterin des Weltladens Miltenberg

-       Herr Jürgen Jung - LAG Main4Eck und Vertreter des Eine-Welt-Ladens Kleinwallstadt

 

Damit soll ein sinnvoller Querschnitt der Region gewährleistet und Fair-Trade gesamtgesellschaftlich gesehen werden. Die Arbeit der Eine-Welt-Initiativen wird durch die Vertreterinnen und Vertreter im Steuerungsgremium eingebunden und berücksichtigt.

 

- Mögliche Umsetzung

Die LAG Main4Eck Miltenberg e.V. kann die Umsetzung betreuen und federführend begleiten. In der LAG Geschäftsstelle steht Hr. Dr. Jürgen Jung für diese Aufgabe zur Verfügung. Die Koordination und regelmäßige Teilnahme an den Sitzungen der Steuerungsgruppe und die Betreuung weiterer Aktivitäten seitens der LAG ist vorgesehen. Die Fairtrade-Initiative ist innerhalb der Lokalen Entwicklungsstrategie (LES) der LAG Main4Eck dem Entwicklungsziel 5: „Die Innen- und Außendarstellung der Region optimieren“ und darüber hinaus dem Handlungsziel 5.3. „Entwicklung und Durchführung von Maßnahmen im Bereich „Regionalmarketing““ zuzuordnen. Die LAG arbeitet an der Erreichung dieser Vorgaben des Zielsystems der LES und unterstützt dementsprechend die Bewerbung als Fairtrade-Landkreis.

 

Es entstehen für den Landkreis keine finanziellen Auswirkungen. Das Bewerbungsverfahren ist kostenlos.

 

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